Vorkriegs-Cadillac LaSalle V8 von den Kfz-Poggel-Spezialisten am Mühlenweg in 18 Monaten zu neuem Leben erweckt
von Gerd von Gendorf
Schwergewicht aus Stahl von 1937 trifft Monument aus Stein aus dem Mittelalter: Vor der romanischen Basilika aus dem 12. Jahrhundert setzt der Holzheimer Fotograf Bernhard Moll den Cadillac LaSalle, der kurz vor dem Zweiten Weltkrieg in der Autostadt Detroit vom Band lief, ins rechte Licht. Als der prachtvolle Kolloss (3,9 Tonnen schwer) in in Ockergelb und Kaffeebraun auf der Allee im letzten Tageslicht erstrahlt, haben alle Beteiligten die Mühen der vergangenen Monate für einen Moment vergessen.
Kaum zu glauben: Innerhalb von 18 Monaten verwandelten die Poggel-Spezialisten für zwei oldtimerbegeisterte Geschäftsleute aus dem Rheinkreis einen rostigen und runtergekommenen Haufen Schrott – so sah das zumindest für einen Laien aus – in einen Pracht-V8. Die Firmeninhaber Wolfgang Poggel und Martin Neubauer erinnern sich: “Der Ami-Schlitten hat Blech ohne Ende. Und da mussten erst einmal alle Lackschichten von runter, denn in den Tiefen blühte der Rost.” Das rollende Altertümchen war immer wieder für neue Herausforderungen gut: ein Unfall auf Südafrikas Straßen hatte die Radaufhängung verzogen. Da der Tank komplett durchgerostet war, musste ein neuer her. Und damit der Rostfraß künftig keine Chance mehr hat, konstruierte das Poggel-Team ihn kurzerhand aus Aluminium.
Bei den umfangreichen Instandsetzungsarbeiten konnten sich Poggel und Neubauer auf ihre weltweit vernetzten Oldtimer-Freunde verlassen. Und die sind hochkarätig. Unter anderem gehört der US-Amerikaner Lee Alan Muir, von 1966 bis 1972 der Motoren-Spezialist im McLaren-Rennstall, zu „Poggels Tafelrunde“ wie auch der weltweit tätige Oldtimer-Gutachter Norbert Schroeder von der Düsseldorfer Kleofactum Automotive. Martin Neubauer ist sich sicher: „Ohne Lee hätten wir das Auto nie fertig bekommen.“ Der „bunte Hund“ des Rennsportzirkus vergangenen Jahrzehnte ließ seine Kontakte spielen, um Gußteile zu richten, entwarf neu herzustellende Bauteile – und fertigte sie auch mal selbst. Zum Beispiel die Innenbuchsen für die Bremszylinder, die es auf diesem Planeten offensichtlich nicht mehr für Geld und gute Worte gibt.
Nächtelang telefonierte der Amerikaner über den Atlantik, um seltene Ersatzteile aufzutreiben: Einen neuen Stoßdämpfer fand er in New York für 750 US-Dollar, Verbindungsbolzen für die Radaufhängung ergatterte er im sonnigen Kalifornien.
Der Aufwand hat sich gelohnt, denn der Rheinkreis Neuss ist um einen vierrädrigen Hingucker auf seinen Straßen reicher.